Laguiole-Messer und der Mythos des Authentischen
Was macht heute die Authentizität eines Laguiole-Messers aus? Ist das Adjektiv "authentisch" überhaupt ein sinnvolles Beschreibungsmerkmal? Eine Stellungnahme.
Was macht heute die Authentizität eines Laguiole-Messers aus? Ist das Adjektiv "authentisch" überhaupt ein sinnvolles Beschreibungsmerkmal? Eine Stellungnahme.
Ín Prousts berühmter Madeleine-Episode lässt der Geschmack eines in Tee getauchten Gebäcks einen ganzen Kosmos aus der Erinnerung wiedererstehen. Die österreichische Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916) hat eine ähnliche Erinnerungsszene festgehalten, in der ein Taschenmesser die Schlüsselrolle spielt.
Man muss ihn einfach lieben: den kindlich-einfältigen General Stumm von Bordwehr aus Robert Musils Monumentalroman "Der Mann ohne Eigenschaften". Stumm von Bordwehr verehrt die Ordnung des Militärs und ist doch wahrscheinlich der unmilitärischste General der Weltliteratur.
Sie ist die Femme fatale par excellence: Lou Andreas-Salomé! Die Liste der Geistesgrößen, denen sie den Kopf verdrehte, ist lang. Von den vielen Heiratsanträgen, die sie erhielt, ist der ihres späteren Ehemannes der bizarrste, ist er doch gepaart mit einem wahrhaft stichhaltigen Liebesbeweis.
Die Bezeichnung "Taschenmesser" für Messer mit einklappbarer Klinge setzte sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts durch. Im 18. und frühen 19. Jahrhundert waren vor allem die Begriffe "Einlegemesser" oder "Einschlagemesser" gebräuchlich, die beide im Wörterbuch der Brüder Grimm dokumentiert sind.
Der Verleger Gustav Kiepenheuer überliefert die hübsche Geschichte, wie sich Joseph Roth bei ihm für den Einfall zu dem Romantitel "Radetzkymarsch" bedankte.
Bertolt Brecht hat bei der Bearbeitung des Lenzschen Dramas "Der Hofmeister" eine satirisch-humoreske Szene gestaltet, in der eine Taschenmesserschnitzerei das Elend des deutschen Revolutionsgeistes offenbart.
Allotriophagie, auch Pica-Syndrom genannt, ist die krankhafte Begierde, ungewöhnliche und ungenießbare Dinge zu essen. Ein "Handbuch der medicinischen Klinik" aus dem Jahr 1834 referiert den haarsträubenden Fall eines Taschenmesserschluckers.
Ein Taschenmesser ist ein Taschenmesser ist ein Taschenmesser. Oder? In Fontanes 1878 erschienenem historischen Roman "Vor dem Sturm" gibt es eine Pfänderspiel-Episode, in der von einem monströsen englischen Taschenmesser berichtet wird, das beim Leser sexuelles Assoziationspotenzial freizusetzen vermag.
In seiner Schrift "Zur Psychopathologie des Alltagslebens" berichtet Freud von einer Patientin, die einen klassischen Freudschen Versprecher produziert: Tassenmescher.