Man muss ihn einfach lieben: den kindlich-einfältigen General Stumm von Bordwehr aus Robert Musils Monumentalroman Der Mann ohne Eigenschaften. Stumm von Bordwehr verehrt die Ordnung des Militärs und ist doch wahrscheinlich der unmilitärischste General der Weltliteratur.

Obwohl er nur eine literarische Randfigur ist, bleibt der General in lebendiger Erinnerung, weil er den Leser stets zum Schmunzeln bringt. Als Kavallerist ist er untauglich – „seine kleinen Hände und Beine eigneten sich nicht zur Umklammerung und Zügelung eines so törichten Tiers, wie es das Pferd ist“ –, auch fehlt ihm „der befehlshaberische Sinn“, so dass er auf den Posten als „Leiter der Abteilung für Militär-Bildungs- und Erziehungswesen“ im Wiener Kriegsministerium versetzt wird. Seine große Stunde schlägt, als er als Ministeriumsvertreter in das Komitee entsandt wird, das die Feierlichkeiten zum 70-jährigen Thronjubiläum Kaiser Franz Josephs vorbereiten soll. Die großen Gedanken und Ideen, die in dem Komitee verhandelt werden, verwirren den General jedoch, er beschließt, „Ordnung in den Zivilverstand zu bringen“.

Sowohl der Dialog, den Ulrich mit dem General über das Wesen der Ordnung führt (Kapitel 85), als auch der Besuch Stumms in der Wiener Hofbibliothek (Kapitel 100) gehören zu den Glanzstücken Musilscher Prosa, die sich auch isoliert vom Roman lesen lassen. Darüber hinaus hat Musil diesem „rundlichen kleinen Mann mit den schwänzelnden Augen und den Goldknöpfen am Bauch“ einen Schlüsselsatz des Romans in den Mund gelegt: „Irgendwie geht Ordnung in das Bedürfnis nach Totschlag über.“

Was aber hat Stumm von Bordwehr in einem Taschenmesser-Blog verloren? Lesen Sie selbst!

er hatte angefangen, wissenschaftlich Taschenmesser zu sammeln; zu einer Waffensammlung reichte sein Einkommen nicht, aber Messer, nach ihrer Bauart, mit und ohne Korkzieher und Nagelfeile geordnet, und nach den Stählen, der Herkunft, dem Material der Schale und so weiter, besaß er bald eine Menge, und hohe Kasten mit vielen flachen Schubfächern und beschriebenen Zetteln standen in seinem Zimmer, was ihn in den Ruf der Gelehrsamkeit brachte.

Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften, Kap. 80