Laguiole-Messer und der Mythos des Authentischen
Was macht heute die Authentizität eines Laguiole-Messers aus? Ist das Adjektiv "authentisch" überhaupt ein sinnvolles Beschreibungsmerkmal? Eine Stellungnahme.
Was macht heute die Authentizität eines Laguiole-Messers aus? Ist das Adjektiv "authentisch" überhaupt ein sinnvolles Beschreibungsmerkmal? Eine Stellungnahme.
Traditionelle Springmesser üben seit jeher eine besondere Faszination aus, weil sie oft kleine Wunderwerke technischer Ingeniosität darstellen. Das englischsprachige Buch "Art of the Switchblade" von Neal Punchard und Dan Fuller dokumentiert die Entwicklung von Springmessern in Europa und in den USA von den Anfängen im frühen 19. Jahrhundert bis in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.
Das 2010 in einem kleinen französischen Regionalverlag erschienene Buch "Histoire du couteau de Laguiole" von Christian Lemasson ist seit November 2014 in einer deutschen Übersetzung erhältlich, die Thomas Mößer-Wolf besorgt hat. Das 160 Seiten starke Buch ist unter dem Titel "Das Laguiole-Messer" als Hardcover im Wieland Verlag erschienen.
Das Buch "Laguiole-Taschenmesser ... die mit der Biene!" von Marcus Finger ist Mitte 2014 ohne ISBN im Selbstverlag erschienen. Der Autor betreibt den Onlineshop www.original-laguiole.de, den nach eigener Aussage "größten Onlineshop weltweit für Laguiole-Taschenmesser". Das Buch richtet sich, so der Autor im Vorwort, an die "Laguiole-Messer-Liebhaber".
Ín Prousts berühmter Madeleine-Episode lässt der Geschmack eines in Tee getauchten Gebäcks einen ganzen Kosmos aus der Erinnerung wiedererstehen. Die österreichische Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916) hat eine ähnliche Erinnerungsszene festgehalten, in der ein Taschenmesser die Schlüsselrolle spielt.
Der Verleger Gustav Kiepenheuer überliefert die hübsche Geschichte, wie sich Joseph Roth bei ihm für den Einfall zu dem Romantitel "Radetzkymarsch" bedankte.
Allotriophagie, auch Pica-Syndrom genannt, ist die krankhafte Begierde, ungewöhnliche und ungenießbare Dinge zu essen. Ein "Handbuch der medicinischen Klinik" aus dem Jahr 1834 referiert den haarsträubenden Fall eines Taschenmesserschluckers.
In seiner Schrift "Zur Psychopathologie des Alltagslebens" berichtet Freud von einer Patientin, die einen klassischen Freudschen Versprecher produziert: Tassenmescher.
In einer der dialogischen Lehrstunden der Schrift "Sonnenklarer Bericht an das grössere Publicum über das eigentliche Wesen der neuesten Philosophie" entspinnt sich ein unfreiwillig komisches Zwiegespräch zwischen dem Autor und dem imaginierten Leser über das Wesen des reinen Ichs.
Kaiser Wilhelm II. hatte einen sehr eigenen Sinn für Humor. Überliefert sind derbe Scherze, die oftmals nur dürftig getarnte Aggressionen sind.